Sonntag, 27. September 2015

Erste Eindrücke und Eingewöhnung

Montag, 21. September
Die Zeit vergeht wie im Flug. Jetzt sitze ich tatsächlich schon in meinem Bett der Casa Esperanza in Uypaca. Wie ich hier gelandet bin? Das ist tatsächlich eine lange Geschichte:

Alles fing an mit dem Auswahlseminar in Strüth auf dem ich meine jetzige "Wochenendsschwester" Lorena schon kennenlernen durfte. Die Freude war riesig als wir beide ausgewählt wurden und so ging es, ich weiß bis jetzt immer noch nicht warum, aber bin ziemlich froh darum, auf das Vorbereitungsseminar für die Augustausreisenden.
Somit lernte ich die ganzen tollen Menschen, die schon einen Monat in Bolivien sein werden würden wenn ich käme, kennen und hatte 10 unglaublich schöne und auch lehrreiche Tage in Tettenborn im Südharz.
Als der 8. August kam und all meine neu gewonnenen Freunde schon in den Flieger Richtung Bolivien flogen, wurde mir klar wie wenig Zeit ich nur noch hatte und nutzte diese Zeit um letzte Momente mit meinen deutschen Freunden zu genießen und letzte Dinge zu kaufen und erledigen.
Der letzte Monat verging wie im Flug und ehe ich mich versah stand ich selber am Flughafen in Frankfurt um mich von meinen liebsten zu verabschieden.
Mit einer Mischung aus Trauer meine Familie und Freunde sehr lange nicht mehr sehen zu können und Vorfreude auf Bolivien stieg ich ins Flugzeug nach Madrid. Ein großes Chaos später und ein Passagier weniger stieg ich geschockt und ohne Nebensitzer ins Flugzeug.
Nach einem anstrengenden 11stündigen Flug landeten wir in Santa Cruz und wurden von dem schwülen Klima selbst um 8 Uhr morgens fast erschlagen.
Einer recht lustigen und interessanten ersten Fahrt mit einem Minibus folgend kamen wir in unserem "Anwesen" etwas außerhalb von Santa Cruz an. Nach gemeinsamen Frühstück, Ausruhen, Mittagessen, Seminar und Abendessen war es passiert: Unser erster Tag in Bolivien war vorbei.
Nach 2 weiteren Seminartagen, Kennenlernen der Septemberfreiwilligen und Wiedersehen mit 3 Augustfreiwilligen auf unserem kleinen Abschiedsfest fuhren wir, jetzt auch wieder komplett, mit dem Bus nach La Paz(auf 3600m Höhe), wo wir mit einer wunderschönen Aussicht begrüßt wurden.
Noch auf der Busfahrt erfuhren Lorena und ich, dass wir am Wochenende gemeinsam mit Patrick und der kleinen Leonie in einer WG leben würden.
Unsere Gastmama Elfraida und ihr Mann begrüßten uns gleich total offen und herzlich und, dass Klischee will es nicht anders, mit einem Kokatee, der tatsächlich ein wenig gegen die Kopfschmerzen half, die mich am ersten Tag ein wenig in meiner Bewegung einschränkten.
Am nächsten Tag ging es allerdings sofort mit dem berühmten Teleferico nach El Alto, also noch ein Stückchen höher, um in dem Projekt der großen Leonie das Fest nach der Entrada, ein Umzug    
mit vielen Kostümen und Tänzen, zu feiern und gleich mit der Mentalität der Bolivianer vertraut zu werden.
Die erste Woche verbrachten wir mit viel Visumarbeit, Busfahrten, die übrigens ziemlich lustig sind,  und Treffen mit andern Freiwilligen zum gemeinsamen Essen, Feiern oder in deren Projekten in La Paz und El Alto.
Auch auf dem ersten bolivianischen "cumpleaños", also Geburtstag waren wir schon und unterhielten uns sogar ziemlich gut auf spanisch.
Dieses Wochenende bekamen wir gleich das bolivianische Chaos zu spüren, da ein Referendum abgehalten wurde und somit das ganze Wochenende Feier-und Alkoholverbot galt und keine einziger Bus fuhr, was ziemlich ungewohnt ist da die Straßen hier ansonsten voll mit Bussen, Trufis(Linientaxis) und Taxis sind.
Zusammengefasst habe ich mich also schon ziemlich gut in meinem Wochenendzuhause La Paz eingewöhnt und habe schon jetzt angefangen mich in die Stadt und die Mentalität der Menschen dort zu verlieben.
Heute ging es mit dem Bus gemeinsam mit unserer Koordinatorin und Ersatzmama Anne auf ins Nirgendwo. So kam es mir zumindest vor nachdem ich eine Woche in der riesigen Stadt La Paz verbracht hatte. Wir waren auf dem Weg zu meinem Projekt Casa Esperanza(dt. Haus der Hoffnung), einem Internat für 5 bis 15jährige, in dem sie wohnen wie in einer riesigen Familie.
Dementsprechend wurde ich hier heute auch empfangen, nämlich mit vielen "Hola tía Eva"-Rufen (dt. Hallo Tante Eva), da ihnen Jule zu schwierig ist, und zahlreichen Umarmungen.
Ich habe mich gleich sehr willkommen gefühlt und konnte auch gleich helfen und gemeinsam mit den Kindern spielen, da heute "día de estudiantes" ist, was ein wenig dem Valentinstag und dem Tag der Freundschaft in Deutschland entspricht. Nach einem gemeinsamen Abendessen und der Vorfreude morgen um 6:30 Uhr aufzustehen falle ich jetzt todmüde von den ganzen neuen Eindrücken ins Bett.