Samstag, 5. Dezember 2015

Krank sein, Besuch, Santa Cruz und Umzug

Donnerstag, 19. November

Seit meinem letzten Blogeintrag ist ziemlich viel passiert. Ich war krank, wir haben Besuch bekommen und waren das erste Mal auf Reisen, aber eins nach dem anderen.
Nachdem ich eine Woche krank in La Paz verbracht, welche ich größtenteils mit schlafen, Filme schauen und lesen gestaltet habe, ging es wieder nach Uypaca.
Da es mal wieder keine Busse zu meinem Projekt gab, wanderte ich eine Stunde(übrigens nicht das erste und letzte Mal) und kam müde und geschafft an. Wenn die Kinder mich aber jedes Mal von weitem begrüßen und glücklich sind, dass ich komme kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
So habe ich am nächsten Tag auch einen Text geschrieben:
glücklich sein.
Glücklich sein scheint so leicht zu sein,
Doch wir geben uns nie zufrieden,
Wollen Glück für alle und Weltfrieden.
Die Kinder hier sind anders.
Mama und Papa wollen sie teilweise nicht seh'n,
Und trotzdem scheint es ihnen gut zu geh'n.
Wir machen uns Sorgen um alte Geschichten,
Doch eigentlich sollten wir unsere Gedanken auf JETZT richten.
Im Hier und Jetzt leben
Und alten Sorgen keine Chance geben.
Die Kinder spielen und lachen,
Sind immer da um Faxen zu machen.
Es scheint so einfach glücklich zu sein.
Wir sollten das hier genießen,
Anstatt uns den Tag mit Gedanken zu vermiesen.
Wir sollten uns mal gehen lassen,
Das Leben ist schön(!),
Ich weiß, manchmal kann man es nicht fassen,
Dass manche Menschen einfach geh'n.
Manchmal muss man einfach genießen und die Augen schließen.
Das Leben haut einem manchmal eine rein,
Trotzdem scheint es einfach glücklich zu sein.
Lass uns einfach mal zufrieden geben
Und nicht immer nach Besserem streben,
Denn wir sind gesegnet mit unserem Leben.
Lass uns einfach glücklich sein und lachen
Komplett verrückte Sachen machen,
Unser'n Rucksack packen,
Verreisen, auf Regeln scheißen,
Und einfach glücklich sein!

Tatsächlich drückt dieser Text, so glaube ich, ziemlich gut aus wie ich mich hier oft fühle: ich muss lernen jeden Tag mehr zu genießen!
Inspiriert haben mich natürlich die Kinder, aber auch Julia Engelmann, eine Poetry-slammerin, die eine meiner Lieblings-Schriftstellerinnen ist und die in einem ähnlichen Stil schreibt.
In dieser Woche feierten wir noch den Geburtstag von Aleyda mit Torte, Spielen und Musik, wie sich das hier gehört. Donnerstagabends ging es dann wieder heim und auf ein weiteres Reggeakonzert, eine der wenigen Gelegenheiten einmal nicht Cumbia und Reggeaton zu hören.
Am Freitag bekamen wir Besuch von fünf Freiwilligen aus Santa Cruz: Maja, Chrissi, Pauline, Moritz und Richard. Abends war in Leonies Projekt Brot backen für Todos Santos und Glühwein trinken angesagt. Die Santa Cruz Freiwilligen machten allerdings wegen der Höhe ziemlich früh schlapp und so ging es leider ohne sie weiter. Wir haben übrigens einen sehr leckeren Hefezopf gebacken :)
Sonntags ging es mit einem bolivianischen Kumpel, Angel, Chrissi aus Santa Cruz, Maja und Chrissi aus La Paz zum Valle de la Luna, also dem Mondtal.
Das ist ein Tal mit einer bestimmten Steinart, die ein wenig wie Tropfsteine aussehen. Danach haben wir noch in einem Park gepicknickt und hatten so einen sehr schönen Tag.
Am Montag war es dann so weit: Todos Santos wurde gefeiert. Allerheiligen ist hier ein ganz besonderer Tag. Wie gesagt wird unglaublich viel Brot für diesen Tag gebacken und dann geht es auf dem Friedhof. Hier wird aber nicht im klassischen Sinne um die Toten getrauert, nein im Gegenteil, es wird gefeiert.
Die Gräber werden mit Brot, Süßigkeiten und all dem was dem Toten sehr gefallen hat überschüttet und dann wird gebetet, Musik gemacht, getanzt, gemeinsam getrunken und gegessen.
Wir waren an diesem Tag mit Leonies Projekt unterwegs und haben Musik gemacht, dementsprechend kam jeder von uns mit einer riesigen Tüte Brot und Süßigkeiten vom Friedhof. Anschließend wurden wir noch zu der Tante von Leonies Chef zum Essen eingeladen und haben getanzt und gelacht. Das war ein etwas gewöhnungsbedürftiges, aber auch wunderschönes Erlebnis.
Die folgende Woche habe ich noch in meinem Projekt verbracht, wo der normale Alltag wieder seinen Lauf nahm.
Am Samstag dann ging es für Chrissi, Leonie, Lorena und mich los Richtung Santa Cruz, wo wir jeden Tag viel erlebt haben.
Am Tag unserer Ankunft erkundeten wir ein wenig die Stadt und trafen uns mit einigen Freiwilligen vor Ort. Am nächsten Tag dann, ging es schon los nach Samaipata, ein kleines, sehr idyllisches Örtchen in der Nähe von Santa Cruz. Dort besuchten wir am ersten Tag alte Inkaruinen, was sehr interessant und lehrreich war.
Am zweiten Tag gingen wir in einen Zoo mit frei herumspringenden Affen. Nach der anfänglichen Angst hatten wir letztendlich doch alle die zahme Chita auf der Schulter und im Arm und sie wollte uns auch gar nicht mehr gehen lassen. Nach einem superleckeren, vegetarischen Mittagessen (sehr selten hier) ging es weiter zu kleinen Wasserfällen, den cuevas. Hier konnten wir dank der Hitze sogar ein wenig Baden und nach ein paar Komplikationen, da wir nicht mehr genug Geld dabei hatten, ging es mit einem Trufi zurück nach Santa Cruz.
Mittwochs war Leonies Geburtstag und so hatten wir etwas total schönes geplant. Wir machten uns auf zu den espejillos, ziemlich großen Wasserfällen. Hier genossen wir die Hitze in den kleinen Becken in denen man Baden konnte und kamen nach einem wunderschönen Tag total verstochen zurück um dann abends mit allen Freiwilligen noch ein bisschen zu feiern. Donnerstags unternahmen wir nicht viel und ruhten uns aus. Freitags dann ging es zu den lomas, Sanddünen fast mitten in der Stadt. Allerdings stellten wir uns ein wenig blöd an und liefen genau in der Mittagshitze los und kamen total fertig dort an. Den Rückweg würden wir nicht mehr schaffen, wussten wir und so fanden wir einen netten Herren der uns wieder zurückfuhr.
Nachdem wir uns ausgeruht hatten folgte die Feier in Alinas Geburtstag, die zusammengefasst ziemlich lustig war. Am nächsten Tag dann besuchten wir noch Lorenas Großcousine die in Santa Cruz lebt, badeten und kochten zusammen. Anschließend ging es für uns vier und Tanja
(Eine Freiwillige aus Santa Cruz) im Bus wieder heim bzw zum ersten Mal nach La Paz.
Tatsächlich war mein Körper nach dieser Woche nicht mehr sehr gut an die Höhe gewöhnt und ich hatte kleine Atemprobleme, inzwischen ist aber wieder alles gut.
Am Tag unserer Ankunft hieß es dann noch umziehen. Inzwischen wohne ich also in El Alto zusammen mit Chrissi, und Leonie wird nächste Woche noch dazuziehen. Die Wohnung ist groß, echt schön und für mich um einiges billiger als die vorherige. Ich freue mich schon total mit den zwei Mädels zusammen zu wohnen, da die beiden mir echt ans Herz gewachsen sind.
Wenn alles klappt kommt heute auch noch ein kleines Kätzchen zu unserer Gemeinschaft hinzu.
Da diese Woche die vorletzte vor den zweimonatigen Schulferien sind ist in meinem Projekt auch ordentlich viel los.
Am Montag haben wir einen Tannenbaum gefällt und ihn zum Weihnachtsbaum geschmückt, da wir nächste Woche noch gemeinsam Weihnachten feiern, bevor die Kinder alle für zwei Monate nach Hause gehen und danach auch teilweise die Schule wechseln werden.
Vorgestern haben wir auf dem Pausenhof, in Zelten übernachtet. Abends wurde über dem Feuer gegrillt und Tee getrunken. Dann hat jedes der Kinder seine Geschichte, wie er zu der Casa Esperanza kam und wie es ihm dort gefällt, erzählt. Es hat sich herausgestellt, dass es vor Eddy und Magali wohl sehr strenge Chefs gab und die Kinder nun sehr fröhlich sind die beiden zu haben, so wie ich auch, da die beiden echt die perfekten Chefs sind. Es war eine total schöne Erfahrung mit den Kindern zu campen!
Gestern Morgen haben wir dann noch alle zusammen draußen gefrühstückt und aufgeräumt und nach der Schule ging es dann direkt ins Schwimmbad. Die Kinder wollten alle Schwimmen lernen, was sich allerdings alleine ziemlich schwierig gestaltete, da ich es mit 20 Kindern die großen Respekt vor etwas tieferem Wasser haben, zu tun hatte. Letztendlich planschten wir dann doch eher und ich zog die Kinder durchs Wasser und tobte mit ihnen, sodass ich direkt nach dem Abendessen todmüde ins Bett fiel.
Dieses Wochenende werden wir die Einweihungsparty für unsere WG schmeißen mal schauen wie das wird.